Ausstellungen / Museum
Österreichischer Skulpturenpark Unterpremstätten
Unterpremstätten, Thalerhofstraße 85

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Körper und Territorium
Kunsthaus Graz
Die Ausstellung Körper und Territorium basiert auf einem kuratorischen Austauschprogramm zwischen dem Muzej suvremene umjetnosti (MSU) Zagreb und dem Kunsthaus Graz. Verzögert durch die Pandemie und dadurch mehrfach verschoben, wurde Anfang Dezember 2022 die Ausstellung Body and Territory: Art and Borders in Today’s Austria im MSU Zagreb eröffnet. Diese Schau versammelt mehr als 30 Positionen und rund 100 Arbeiten, die – nach der These der beiden Kuratorinnen Jasna Jakšić und Radmila Iva Janković – zwei vorherrschenden Tendenzen exemplarisch abbilden, welche die zeitgenössische Kunst in Österreich bis heute prägen: radikale Performance und feministisches Erbe, das jenen eine Stimme gibt, die zum Schweigen gebracht werden: Frauen, queeren Menschen, Migrant*innen, Geflüchteten. Die historischen Arbeiten in der Schau zeigen, wie die Verletzlichkeit des Körpers, die in der österreichischen Kunst zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein dominantes Thema darstellt, in den späten 1960er-Jahren zum Hauptmedium radikaler Formen des politischen Widerstands wurde. Die Regulierung des Körpers sowie sein Widerstand gegen Klassifizierungen und Kategorien sind auch die Themen einer Reihe neuerer Arbeiten in der Ausstellung. Im Kunsthaus Graz wird die Ausstellung erweitert mit Positionen aus dem ex-jugoslawischen Raum und der Idee, künstlerische Entwicklungen im „Land dazwischen“ (als das die Historikerin und Kunsthistorikerin Nena Dimitrijevic die SFR Jugoslawien bezeichnete) durch den Fokus der thematischen Eckpunkte von Körper und Territorium aus einer Außenperspektive zu betrachten. Die Kunstszene in Jugoslawien nach dem Zweiten Weltkrieg ist durch den Versuch gekennzeichnet, eine eigene Sprache zu entwickeln, gleichzeitig aber mit den Kunstentwicklungen des Westens zu korrespondieren. In dem spezifischen Territorium, das wir heute als Ex-Jugoslawien bezeichnen, entstanden Kunstbewegungen in einem anderen sozialen, politischen und ökonomischen Umfeld als dem des Westens, eine Entwicklung, die beispielsweise durch eine – im besten Fall – Tolerierung der Politik und das Fehlen der Institutionen und des Kunstmarktes bedingt war. In den späten 1960er- und 1970er-Jahren, in denen fast auf der ganzen Welt demokratische Aufbruchsstimmung herrschte, die auch in Jugoslawien junge Menschen für liberale Werte kämpfen ließ, zeichneten sich durchaus mit Österreich vergleichbare Tendenzen einer Politisierung und Sozialisierung der Kunst ab, wenngleich diese auch unter anderen Vorzeichen standen. Körper und Territorium ist als nachbarschaftlicher Dialog zu verstehen, in dem verbindende Elemente künstlerischer Praktiken rund um die Themen von Körper und Identität sichtbar werden. Mit Werken von Marina Abramović, Josef Bauer, Ana Brus, Günter Brus, CLUB FORTUNA, Lea Culetto, Josef Dabernig, Katrina Daschner, Vlasta Delimar, Ines Doujak & John Barker, Ana Nuša Dragan, Srečo Dragan, VALIE EXPORT, Susanna Flock, Gelitin, Tomislav Gotovac, Igor Grubić, Skupina OHO, Marina Gržinić & Aina Šmid, Nilbar Güreş, Peter Gerwin Hoffmann, IRWIN, Sanja Iveković, Željko Jerman, Anna Jermolaewa, Birgit Jürgenssen, Richard Kriesche, Nina Kurtela, Katalin Ladik, Laibach, Luiza Margan, Marko Marković, Branko Milisković, F. J. Nestler-Rebeau, Friederike Pezold, Neli Ružić, Toni Schmale, Mladen Stilinović, Ingeborg Strobl, Slaven Tolj & Marija Grazio, Milica Tomić, Peter Weibel, Erwin Wurm, Vlasta Žanić u.a. In Kooperation mit MSU Zagreb Kuratiert von: Katia Huemer (Kunsthaus Graz), Jasna Jakšić, Radmila Iva Janković (MSU Zagreb) (Bild: Tomislav Gotovac, aus: Zagreb, I love you!, 1981. Foto: Milisav Vesović, Sammlung MSU Zagreb)
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Ilse Gewolf: „Weit hinter ihm die Stadt“
Robert Musil Literatur Museum
Die Malerin ILSE GEWOLF setzt künstlerische Assoziationen zu GERT JONKES Wirklichkeitshinterfragungsgeschichten in der Erzählung „Erwachen zum großen Schlafkrieg“ Zur Eröffnung am 28.3.2023: Musik: Wolfgang PUSCHNIG (Saxophon) Zur Ausstellung: Prof.in Dr.in Eva MALTROVSKY, Universität Wien
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Peter Paul Wiplinger: Metamorphosen
Robert Musil Literatur Museum
Der Lyriker, Prosa-Schriftsteller und Kulturpublizist Peter Paul Wiplinger ist auch als künstlerischer Fotograf tätig. Als solcher hatte er mehr als 100 Fotoausstellungen im In- und Ausland und war jahrelang Leiter einer Kunstgalerie in Wien. Seit 1961 war Wiplinger durch seinen Freund Valentin Oman mit Kärnten und Klagenfurt verbunden und hat dort, nicht nur in der Künstlerszene, zahlreiche weitere Freunde. Wiplinger hat in Kärnten Fotodokumentationen gemacht und seine Fotos u.a. im Künstlerhaus Klagenfurt ausgestellt. Als Zeichen der Verbundenheit hat Wiplinger der Landeshauptstadt Klagenfurt eine ganze Sammlung von Fotos, darunter den Zyklus „METAMORPHOSE“, im Rahmen einer Schenkung zur Verfügung gestellt. Die Fotoausstellung gibt einen Einblick in die Schenkung!
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Ingrid Wiener, Martin Roth.
Ingrid Wiener, Martin Roth.
Von weit weg sieht man mehr
Kunsthaus Graz
Zwei Künstler*innen, zwei Generationen. Und dabei zwei erste große Retrospektiven, die sich in ihren konzeptuellen Ansätzen ergänzen. Die eine webt, was sie sieht, sie zeichnet und schreibt, was sie träumt, macht Fotos aus dem Flugzeug und ist berühmt für ihre Küche. Der andere, gute 20 Jahre jünger, beginnt mit der Malerei, weitet sie aus, baut Landschaften und widmet sich der Konzeptkunst und der Minimal Art aus der Perspektive alles Lebendigen. Teppiche, bewachsen mit Gras, Schnecken in Donald Judd, Enten vermessen das Studio. Was beide eint, ist der inkludierende und ewig staunende Blick aus der Distanz. Die Ausstellung im Kunsthaus Graz fügt Arbeiten von Ingrid Wiener und Martin Roth zu einer Welt der wundersamen Netzwerke zusammen. Ingrid Wieners Traumzeichnungen, ihre Gobelins und Filme, die oft im Austausch mit anderen und ihrer unmittelbaren Umgebung entstanden sind, werden den Installationen, Filmen und zweidimensionalen Arbeiten von Martin Roth gegenübergestellt, der seine Kunst dem Gestalten und der Pflege des Lebendigen selbst gewidmet hat. Der aus der Steiermark stammende und in New York lebende Roth ist leider viel zu früh im Jahr 2019 verstorben, gerade als sein Werk breite internationale Anerkennung gefunden hatte. Ingrid Wiener hingegen ist eine bekannte Figur in der österreichischen Kunstszene. Sie nahm an Aktionen der Wiener Gruppe teil, arbeitete an Gobelins and Filmen u. a. mit Dieter Roth, VALIE EXPORT und Oswald Wiener und kehrte 2004 nach langjähriger Tätigkeit in Berlin und Kanada nach Österreich zurück. Die Schau schafft einen künstlerischen Dialog als eine Symbiose des Lebendigen und der Dinge, in der Zeit und Raum miteinander verwoben ist. Sie zeigt eine Welt, die an Haraways berühmtes Chthuluzän zu erinnern scheint: Der Mensch ist hier flüchtig - gut platziert nicht im Zentrum, sondern an den Rändern dieser sich stets verändernden Welten: beobachtend, ermöglichend und lernend. In Kooperation mit dem Künstlerhaus Wien Kuratiert von: Katrin Bucher Trantow, Michaela Leutzendorff Pakesch
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Isa Rosenberger. Schatten, Lücken, Leerstellen
Kunsthaus Graz
In ihren filmisch-installativen Arbeiten verwebt Isa Rosenberger Spuren vergessener, an den Rand gedrängter Geschichte – oft jüdischer und feministischer Frauengeschichte – zu multiperspektivischen Historiografien. Dabei wird Verborgenes, Verdrängtes und Vergessenes zum Teil der Erzählungen. Durch die Verknüpfung mit aktuellen soziopolitischen Diskursen schreibt sich über die Werke zudem Gegenwart in Vergangenes hinein und wird Vergangenes gegenwärtig. Die Ausstellung orientiert sich an der Idee der „Bühne“ als performativer Raum, als Erinnerungs- und Erfahrungsraum. Schatten, Lücken, Leerstellen im Kunsthaus Graz ist Isa Rosenbergers bisher umfassendste Einzelausstellung und zeigt neben sechs älteren Arbeiten eine Neuproduktion in Koproduktion mit der Stiftung Bauhaus Dessau. In Kooperation mit Stiftung Bauhaus Dessau Kuratiert von: Barbara Steiner (Stiftung Bauhaus Dessau), Alexandra Trost
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Robert Musil Literatur Museum
Das "Robert-Musil-Literatur-Museum" befindet sich im Klagenfurter Geburtshaus des österreichischen Dichters von Weltrang und Klassikers der Moderne Robert Musil (1880-1942). Das 1867 errichtete Haus befindet sich im Besitz der Landeshauptstadt Klagenfurt. Es wurde von der Stadt Klagenfurt in den Jahren 1996 und 1997 zu einem modernen Zentrum für Literatur ausgebaut, um für das Museum und für das Robert Musil-Institut für Literaturforschung der Universität Klagenfurt neue Räume zu adaptieren. Das seit dem Jahr 1994 von der Kulturabteilung der Stadt Klagenfurt geführte Literaturmuseum zeigt nun ständige Ausstellungen zu Robert Musil, Christine Lavant und Ingeborg Bachmann. Das inhaltliche Konzept für die Ausstellungen stammt von Heimo Strempfl, das Ausstellungs-Design wurde von Architekt Franz Freytag (Klagenfurt) entworfen. Der Ingeborg-Bachmann-Preis, gestiftet von der Landeshauptstadt Klagenfurt am Wörthersee, ist mit 25.000 Euro dotiert. Zudem gibt es weitere Preise, die ebenfalls bei der Schlussdiskussion und Juryabstimmung vergeben werden.
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Kellerkino: Hannah Senoner presents Pia Wilma Wurzer
Kunsthaus Graz
Eine Kooperation von Kunsthaus Graz und Diagonale - Festival des österreichischen Films Im Kellerkino des Kunsthauses Graz wird eine Durchgangssituation bewusst zum Offspace und zeigt über ein ganzes Jahr eine Reihe von Kurzfilmen, die sich jeweils aufeinander beziehen. Dabei werden filmische Dialoge der besonderen Art aufgespannt: Ein*e Filmschaffende*r sucht sich einen anderen Kurzfilm in Ergänzung zum eigenen Werk, seien sie stilistisch, assoziativ oder strukturell verwandt oder diametral unterschiedlich – die Einladung ist persönlich. Nach der 4-wöchigen Laufzeit des Filmduetts zwischen Maximilian Seegert und Hannah Senoner wird das filmische Langzeitgespräch mit Pia Wilma Wurzer zum Abschluss gebracht. Als Antwort auf Senoners Als ich älter wurde (2022) präsentiert Pia Wilma Wurzer in dieser finalen Einladung ihren Kurzfilm Das Radl der Zeit (2022). Nebel über Baumwipfeln, ein wenig bebautes Tal, Wiesen und Wälder. Totenstille, die nur spärlich von Vogelgezwitscher und vom Läuten vereinzelter Kuhglocken durchdrungen wird. Wie in Zeitlupe legt sich gedämpfter Gesang über diese Ruhe. Zeit wird in diesem Naturraum mit anderem Maß gemessen. „Wie viele würden sich wohl im Grab umdrehen, würde man ihnen erzählen, wie leer es um ihre Höfe geworden ist“, heißt es einmal in den Untertiteln. Mit Kärntner Dialekt erzählt ein Voice-over Geschichten vom Alleinsein und vom Sterben an diesem Ort, den sich die Natur langsam zurückerobert. "In der Gegenüberstellung der beiden Filme finde ich besonders spannend zu sehen, auf welch unterschiedliche Weise Vergangenheit und Gegenwart in unseren Erzählungen ineinandergreifen. In Das Radl der Zeit wurde für mich erst im Laufe des Filmes der persönliche Ausgangspunkt deutlich. Er schiebt sich nicht in den Vordergrund. Mit der Zeit begreift man die rein beschreibenden und doch poetischen Texteinlagen auch als Andeutung dessen, was gewesen ist. Die zeitliche Distanz wird spürbar, aber auch eine anhaltende Verbundenheit zu den menschenleeren Berg- und Waldlandschaften. Die junge Frauenstimme, die Geschichten über Tod und Unglück der Gegend erzählt, transportiert Wärme. Die Geschichten, die sie an die Betrachtenden weiterträgt, begleiten sie selbst schon lange. Und allmählich ergibt sich eine Ähnlichkeit zwischen der Nüchternheit, mit der erzählt und beschrieben wird, und den Leuten, von denen erzählt wird. Die verschiedenen Ebenen des Films zeigen einen Blick auf den Lauf der Zeit und den Lauf der Dinge, der akzeptierend und dennoch tiefgründig ist." - Hannah Senoner
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Kellerkino: Maximilian Seegert presents Hannah Senoner
Kunsthaus Graz
Eine Kooperation von Kunsthaus Graz und Diagonale - Festival des österreichischen Films Im Kellerkino des Kunsthauses Graz wird eine Durchgangssituation bewusst zum Offspace und zeigt über ein ganzes Jahr eine Reihe von Kurzfilmen, die sich jeweils aufeinander beziehen. Dabei werden filmische Dialoge der besonderen Art aufgespannt: Ein*e Filmschaffende*r sucht sich einen anderen Kurzfilm in Ergänzung zum eigenen Werk, seien sie stilistisch, assoziativ oder strukturell verwandt oder diametral unterschiedlich – die Einladung ist persönlich. Nach der 4-wöchigen Laufzeit des Filmduetts zwischen Robert Bergmann und Maximilian Seegert wird das filmische Langzeitgespräch mit Hannah Senoner fortgesetzt. Als Antwort auf Seegerts Edge Effects (2022) präsentiert Hannah Senoner ihren Kurzfilm Als ich älter wurde (2022). „Die Arbeit Als ich älter wurde von Hannah Senoner beschäftigt sich mit den Landschaften und Umgebungen in Werbungen für Körperpflegeprodukte und mit den in ihnen verhandelten und vermittelten Fantasien und Symboliken natürlicher Weiblichkeit. Der normalerweise in ihnen platzierten Produkte beraubt, werden die Orte und Landschaften selbst zum Gegenstand der Untersuchung. Wie auf Bühnen ohne Akteur*innen bewegen wir uns durch diese mal abstrakten und mal weniger abstrakten Schauplätze, in denen normalerweise Körperpflegeprodukte platziert oder präsentiert werden, die Lifestyles, Normen und Ideale kommunizieren sollen. Ohne die Produkte verwehren sich diese Landschaften jeglicher Ideologie und werden zur offenen Projektionsfläche.“ (Maximilian Seegert) Maximilian Seegert Edge Effects, DE 2022, 13:21 min Maximilian Seegert studiert Bildhauerei an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg sowie an der École nationale supérieure des beaux-arts de Paris. In seinem jüngsten Film beschäftigt er sich damit, wie unser Blick auf die uns umgebende Landschaft sich durch Landschaftserfahrungen in Videospielen verändert. Vor allem die spirituelle, magische und auch die metaphysische Aufladung dieser konstruierten Landschaften stehen dabei im Fokus der Betrachtung. Hannah Senoner Als ich älter wurde, DE 2022, 15:33 min Hannah Senoner (* 1996, München) machte im Sommer 2022 ihren Abschluss an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg. In ihrer künstlerischen Praxis beschäftigt sie sich aus einer explizit weiblichen Perspektive mit Themen wie dem Alleinsein und der Beziehung zum Anderen in Bezug auf bestimmte Umgebungen und Landschaften sowie mit zeitgenössischen Interior Designs und Werbewelten. Auf visueller Ebene erforscht oder rekreiert sie diese Umgebungen mithilfe von Videobearbeitung und 3-D-Programmen und verknüpft sie mit persönlichen Erfahrungen und Gedanken.
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Faking the Real
Kunsthaus Graz
Entlang des brisanten Begriffes "Fake" geht die Ausstellung im Kunsthaus Graz einer Entwicklung der Schnittstellen zwischen Grafikdesign, Medienbild und Kunst seit 1971 nach. Mit Arbeiten u. a. von Rosemarie Trockel, Gerwald Rockenschaub bis Signe Pierce spiegelt sie dabei sowohl politische Umbrüche als auch technologische Entwicklungen. Faking the Real widmet sich der Frage der Manipulation von Realitäten und zeigt eine Entwicklung vom Plakat im öffentlichen Raum bis zur Intervention in den sozialen Medien. Die Ausstellung ist Teil der großen Sonderschau Kunst der Verführung, die 100 Jahre Grafikdesign und Plakatkunst aus unterschiedlicher Perspektive reflektiert. Gerade in den letzten Jahrzehnten nutzten sowohl Grafiker*innen als auch Kunstschaffende parallel zueinander Konzepte und Ideen des Verkaufens, Manipulierens und Zelebrierens. Dabei werden sie immer deutlicher voneinander beeinflusst – nicht nur appropriierend, sondern selbstbewusst affirmativ. Neben materiellen sind es insbesondere technologische Innovationen, die nicht nur die Werbegrafik selbst, sondern in ihrem Spiegel auch die Kunst antreiben. Digitale Layoutprogramme schaffen schier endlose Möglichkeiten für Flächengestaltungen. Aus der Collage kommend, inspirierten erste Bildbearbeitungsprogramme wegweisende Positionen der Kunst wie John Baldessari zu glatten Bildmontagen und beflügelten ab den 1980er-Jahren eine erste Generation digitaler Kunstschaffender wie Peter Kogler zu immer größer werdenden, sich räumlich ausbreitenden Grafiken. Ganz aktuelle Positionen aus der Kunst wie etwa Christiane Peschek oder auch die im Space01 des Kunsthauses mit einer Einzelausstellung vertretene Hito Steyerl lassen dabei die analogen und digitalen Welten nicht nur interaktiv ineinander übergehen, sondern auch unsichtbar verschmelzen. Die Frage nach dem „Angewandten“ als etwas verdeckt Verführerischem, entfernt und von unsichtbarer Hand Kalkuliertem und Manipulativem stellt sich hier noch einmal ganz neu. Mit Werken von John Baldessari, Lynda Benglis, Beni Bischof, Sylvie Fleury, Manuel Gorkiewicz, Robert Indiana, Peter Kogler, Isabella Kohlhuber, Brigitte Kowanz, Sonia Leimer, Susan Mogul, Sarah Morris, ORLAN, Christiane Peschek, Signe Pierce, Sophie Reinhold, Gerwald Rockenschaub, Elfie Semotan, Cindy Shermann, Katharina Sieverding, Lucie Stahl, Hito Steyerl, Rosemarie Trockel, Piotr Uklanski, Bernhard Wolf, Heimo Zobernig u. a Kooperationssprojekt mit Creative Industries Styria, Graz Museum, Haus der Architektur, KULTUM – Kulturzentrum bei den Minoriten, Institut für Design und Kommunikation der FH Joanneum, WKO Steiermark – Fachgruppe Werbung & Marktkommunikation, Ankünder. Im Rahmen von steirischer herbst ’22 Kuratiert von: Katrin Bucher Trantow, Sabine Kienzer (Bild: Christiane Peschek “GYM”, Onlineausstellung Virginia Bianchi Gallery, 2021, © Bildrecht, Wien 2021)
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Hito Steyerl
Kunsthaus Graz
Was ist ein Garten, ein Habitat, eine Sphäre, ein „Cave“? Welche Geister leben da und wie zeigen sie sich? In direkter Auseinandersetzung mit dem Kunsthaus Graz plant die international herausragende deutsche Künstlerin und essayistische Dokumentarfilmerin Hito Steyerl eine digital und analog mehrfach ineinandergreifende Installation im dunklen Kuppelraum des Space01. Im Sog pulsierender Bilder, digitaler Rhythmen und Klänge lässt Steyerl das Publikum zu Beziehungen zwischen Sprache und ästhetischer Form, zwischen technologischer Struktur, biologischem Leben und machterhaltenden Systemen spekulieren. Hito Steyerls Arbeiten sind pointierte Analysen der hochtechnologisierten Gesellschaft. Als profunde Kennerin des digitalen Raumes und künstlicher Intelligenz entwickelt die Documenta- und mehrfache Biennaleteilnehmerin vielschichtig ineinandergreifende Installationen, die in multiplen, teilweise interaktiven Erzählungen das Bild als Ort von Weltwahrnehmung identifizieren. Die Künstlerin folgt dabei der durch „die Technologie erweiterten Realität“ und beschäftigt sich ebenso kritisch wie subversiv mit globalen Finanz- und Warenflüssen, Arbeitsverhältnissen und Machtgefügen. Sie spielt mit der Manipulationskraft des Visuellen und übt dabei Institutionskritik, die weit über das Museum hinausgeht. Im Rahmen von steirischer herbst'22 Kuratiert von: Katrin Bucher Trantow
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Kellerkino: Julian Ernst presents Robert Bergmann
Kunsthaus Graz
Eine Kooperation von Kunsthaus Graz und Diagonale - Festival des österreichischen Films Im Kellerkino des Kunsthauses Graz wird eine Durchgangssituation bewusst zum Offspace und zeigt über ein ganzes Jahr eine Reihe von Kurzfilmen, die sich jeweils aufeinander beziehen. Dabei werden filmische Dialoge der besonderen Art aufgespannt: Ein*e Filmschaffende*r sucht sich einen anderen Kurzfilm in Ergänzung zum eigenen Werk, seien sie stilistisch, assoziativ oder strukturell verwandt oder diametral unterschiedlich – die Einladung ist persönlich. Nach der 4-wöchigen Laufzeit des Filmduetts zwischen Cosima Roth und Julian Ernst wird das filmische Langzeitgespräch mit Robert Bergmann fortgesetzt. Der Einladung folgend präsentiert Robert Bergmann seinen Kurzfilm Geister die mich, sprechen (2020) und führt damit den filmischen Dialog mit Ernsts Gargoyles (2021) fort. Die beiden Filmemacher verbindet eine bildhauerische Auseinandersetzung und das Spiel mit der Realität. Doch wo Ernst den Fokus auf Kostüme und den Akt des Verkleidens legt, stellt Bergmann die Bühne selbst in den Vordergrund. Durch die Abwesenheit von Körpern und Objekten wird der Raum als solcher zum Akteur und mit dem Blick durch die Kamera werden wir selbst zu Voyeur*innen - was wohl passiert, wenn der Raum unbeobachtet bleibt? „Stellen Sie sich eine Welt vor, die der Welt, die wir kennen, sehr nahe und gleichzeitig weit entfernt ist. Beide Arbeiten modellieren Objekte oder kreieren Szenarien, die in loser Verbindung zu Bezügen aus unserer Realität stehen, aber leicht verschwimmen und so unsere Wahrnehmung dessen, was wir erfahren und empfinden oder glauben zu erfahren und zu empfinden, hinterfragen. Ausgehend von der skulpturalen Denkweise bewegen wir uns beide zwischen dem Medium Film und realen Objekten/Materialien.“ - Julian Ernst
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Eröffnung der Ausstellung 10 Jahre WORT im BILD
Robert Musil Literatur Museum
Robert Musil Institut für Literaturforschung/Kärntner Literaturarchiv und Robert Musil Literatur Museum tagsüber Eröffnung 19:30 Uhr, Buchpräsentation
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Razstava Spuren / Sledi
Robert Musil Literatur Museum
Künstler*innen: Tanja Prušnik, Verena Gotthardt , Karl Vouk und Marko Lipuš „Spuren. Sledi“ – Auftakt zu Gedenk-Veranstaltungsreihe im Musil-Haus Im Rahmen des 80. Gedenkjahres der Deportation der Kärntner Sloweninnen und Slowenen während des NS-Regimes organisiert der „Zveza slovenskih pregnancev/Verband zwangsweise ausgesiedelter Slowenen“ eine Veranstaltungsreihe, die sich von April bis Oktober 2022 zieht. Auftakt ist die Ausstellung „Spuren. Sledi“. Die Ausstellung „Spuren. Sledi“ zeigt Werke von Verena Gotthardt, Marko Lipus, Tanja Prusnik und Karl Vouk, die sich in ihren im Musilmuseum und Musil-Institut präsentierten Werken mit der Deportation der Kärntner Sloweninnen und Slowenen auseinandersetzen. Die Fotografin Verena Gotthardt zeigt in ihren Werken Eindrücke aus Moste/Brugg bei Hermagor im Gailtal. Es ist einer jener Orte, aus dem Bewohner deportiert wurden, eine davon war ihre Großmutter. Marko Lipus zeigt eine fünfteilige Werkserie mit dem Titel „Lonec / Becher“. Kurator Karl Vouk stellt acht Gemälde, darunter den Stammbaum seiner Familie, aus. Die Ausstellung ist bis einschließlich 13. Mai zu sehen. Eintritt frei. Unsere Kooperationspartner sind: Robert Musil Institut/Kärntner Literaturarchiv, Land Kärnten, Museum Moderner Kunst Kärnten, Land Kärnten Volksgruppenbüro
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The Golden Pixel Cooperative
Kunsthaus Graz
Eine Kooperation von Kunsthaus Graz und Diagonale’22 Kuratiert von: Katrin Bucher Trantow, Michaela Humpel, Katharina Swoboda The Golden Pixel Cooperative ist Autorin des Trailers der Diagonale’22. Mit ihrem ersten kollektiv realisierten Film HALF OF THE SKY gewann The Golden Pixel Cooperative (GPC) den Preis für innovatives Kino bei der Diagonale, dem Festival für österreichischen Film 2021. Neben der Gestaltung des Festival-Trailers für die kommende Diagonale’22 entsteht auch eine künstlerische Intervention im Kunsthaus Graz. Die Kooperative ist mit ihrem Wirken an der Schnittstelle zwischen Ausstellungsraum und Kino angesiedelt und in ihrer Arbeit stets dem dialogischen Prozess des gemeinschaftlichen Tuns verpflichtet. Ihre filmischen Auseinandersetzungen werfen einen queer-feministischen Blick auf Kunst, präsentieren die fließenden Grenzen von Mensch und Natur, von Umwelt und Kapitalozän, und greifen die kollektive Arbeit des Geschichtenerzählens an sich auf. „Dabei ist es uns wichtig, Austausch und Solidarität zwischen Künstler*innen zu fördern sowie den Dialog mit verschiedenen Öffentlichkeiten zu initiieren und zu begleiten. Wir entwickeln kollektiv und assoziativ unterschiedliche Formate wie Screenings, Ausstellungen, Artist Talks, Diskussionen und Publikationen“, so GPC. Mit Nathalie Koger, Enar de Dios Rodríguez, Olena Newkryta, Katharina Swoboda, Lisa Truttmann, Viktoria Schmid, Simona Obholzer, Marlies Pöschl www.goldenpixelcoop.com
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Amazons of Pop!
Kunsthaus Graz
Eine Ausstellung des MAMAC Nizza in Zusammenarbeit mit der Kunsthalle zu Kiel und dem Kunsthaus Graz sowie der Unterstützung von Manifesto Expo. Kuratiert von: Hélène Guenin, Géraldine Gourbe, Katrin Bucher Trantow, Barbara Steiner Amazons of Pop! nimmt umfangreich die vielfältigen Ausdrucksformen einer Generation von Frauen aus Europa und Nordamerika auf, die selbstbewusst und ausdrucksstark die weniger bekannte Seite der Pop-Art formen. Die Ausstellung zeigt entschlossene Kämpferinnen für die eigene Emanzipation und aktive Verfechterinnen politischer und sozialer Fragen. Sie überschreiten Grenzen in der männlich geprägten Kunst der Zeit und erproben den Umgang mit neuen und ungewöhnlichen Materialien wie beispielsweise Plastik. Das Spiel mit Persönlichkeiten, fiktiven Charakteren und Leinwand-Heldinnen durchzieht die Arbeit dieser Künstlerinnen, die mit großer Experimentierfreude, Fantasie, Unerschrockenheit und strategischem Gespür auftreten und dabei sehr bewusst die spannungsvollen geopolitischen und gesellschaftlichen Umstände ihrer Zeit wahrnehmen. Amazons of Pop! lädt mit rund 100 Werken aus Malerei, Installation, Performance, Skulptur und Film dazu ein, in die Welt des Pop und in eine Zeit des Aufbruchs der 1960er- und beginnenden 1970er-Jahre einzutauchen. Nach Stationen im MAMAC in Nizza und der Kunsthalle zu Kiel nimmt die Ausstellung im Kunsthaus Graz zusätzlich österreichische Pop-Art-Tendenzen auf. Mit Werken von Evelyne Axell, Barbarella, Brigitte Bardot, Marion Baruch, Pauline Boty, Martine Canneel, Lourdes Castro, Judy Chicago, Chryssa, France Cristini, Christa Dichgans, VALIE EXPORT, Jane Fonda, Ruth Francken, Ángela García, Angela Hareiter, Jann Haworth, Dorothy Iannone, Jodelle & Pravda La Survireuse, Corita Kent, Kiki Kogelnik, Auguste Kronheim, Kay Kurt, Nicola L., Ketty La Rocca, Natalia LL, Milvia Maglione, Lucia Marcucci, Marie Menken, Marilyn Monroe, Isabel Oliver, Yoko Ono, Ulrike Ottinger, Emma Peel, Ingeborg G. Pluhar, Martha Rosler, Niki de Saint Phalle, Carolee Schneemann, Marjorie Strider, Sturtevant, Valentina Tereshkova, May Wilson.
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Kellerkino: Jennifer Mattes presents Michael Gülzow
Kunsthaus Graz
Eine Kooperation von Kunsthaus Graz und Diagonale'22. Jennifer Mattes überarbeitet für die Wiederaufführung ihren Film Bars von Atlantis (2020) und sucht sich als Dialogpartner den Filmschaffenden Michael Gülzow und seine Arbeit Die ultimative Frage auf alle Antworten (2019). Gemeinsam starten sie so eine Perlenkette aus Wahlverwandtschaften. "Michael und Jennifer haben sich auf einer Piratenparty kennengelernt. Dort und an der Akademie der bildenden Künste begann eine langjährige Freundschaft und Zusammenarbeit, die bis heute anhält. Obwohl sie letztendlich sehr unterschiedliche Arbeiten machen, haben sie einander stets gut beraten. Michael schenkte Jennifer die eine oder andere YouTube-Szene und Jennifer Michael im Gegenzug auch mal einen Titel. So kam es auch, dass Jennifer gerne Michael einladen wollte: Sie fand den Dialog zwischen diesen in gewisser Hinsicht verbundenen und doch so unterschiedlichen Arbeiten und Herangehensweisen spannend. Was beide teilen, ist eine eigene Art von Humor und die Fähigkeit, auch über sich selbst lachen zu können. Und wenn die Welt im Moment etwas braucht (vielleicht auch die Filmwelt), dann womöglich einen zutiefst ambivalenten, aber schmunzelnden Blick auf (mehr oder weniger) tragische Ereignisse, um diese besser ertragen zu können." Jennifer Mattes Next Trip (Bars von Atlantis/what leaves the cellar must also leave the story), AT Jahr 2021/22, 20 min. Jennifer Mattes (*1982, Deutschland) ist Videokünstlerin und Filmemacherin. In ihren Videoarbeiten werden Archive und Bilder dekonstruiert, um sie in einen neuen Kontext individueller Geschichtserzählung zu setzen. Die Betrachter*innen betreten eine Welt aus Fragmenten, die ursprünglich ein Ganzes bildeten, nun aber neue Verbindungen und Narrationen aufweisen, die sich im Spannungsverhältnis von Dokumentation und Fiktion bewegen. Sie bieten einen kritischen Blick auf den realen, filmischen und virtuellen Raum und deren Schnittstellen, indem sie soziokulturelle Entwicklungen, wirtschaftliche und politische Bedingungen und die gegenwärtige Produktion von Bildern nachzeichnen, in einer kuriosen, oft humorvollen Perspektive auf Problematiken, das menschliche Dasein betreffend. jennifermattes.blogspot.com Michael Gülzow Die ultimative Frage auf alle Antworten, AT 2019, 8 min. Michael Gülzow, geboren 1982 in Kiel, studierte an der Muthesius Kunsthochschule Kiel und der Akademie der bildenden Künste Wien. Zentraler Bestandteil seiner künstlerischen Arbeit ist das audiovisuelle Erzählen. In seinen filmischen Inszenierungen kombiniert er Elemente gängiger Formate der Unterhaltungsindustrie mit Methoden des Avantgardefilms. Er folgt Konventionen und imitiert Stile, um diese im nächsten Moment zu brechen. Ziel ist es, besondere Momente der Irritation und der Komik zu erzeugen, die einen reflektierten Blick auf die eigene Wahrnehmung und Erwartungshaltung sowie auf das Medium selbst ermöglichen. Inhaltliche Motive sind dabei häufig das Verhältnis von Kunst und Gesellschaft, neoliberale Selbstoptimierung und die manipulative Kraft von Bild und Ton. michaelguelzow.com
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Bettina Landl und Nick Acorne
Kunsthaus Graz
Skulptur beschreibt einen offenen, beweglichen Raum, Umgebung, Material, Struktur und Form. Skulptur ist Architektur und Werkzeug, wenn diese im Rahmen einer mehrstündigen Performance (Nick Acorne am Klavier) rückgebaut und damit gleichzeitig zur Denkfigur wird – in seine Einzelteile gebrochener Zusammenhalt, separate Morphs, Schatten. Alles, was wir sehen und beschreiben, könnte auch anders sein. Das Gestische reicht über die bloße Orientierung am Körper hinaus. Es formuliert Prozesse und letztlich als konstruierendes Moment menschliche Weltverhältnisse. Nach seiner Entfernung markiert das Objekt eine „Leerstelle“, bleibt resonant und Träger von Bedeutung, indem es durch eine Video- und Textinstallation (von Bettina Landl) repräsentiert wird. Perspektive begrenzt Raum, macht ihn endlich. Phänomene sind Gleichungen, intransitiv und transformativ, ständig neuen Zuschreibungen und Positionierungen ausgesetzt, transgressiv und (de)konstruktiv, Display, Folie. Sie unterliegen Phasenübergängen, ihrer eigenen An- und Abwesenheit, sind ephemer und enthalten schließlich ( ) – a nature void of : quality or state of being without something. Nick Acorne, Komponist und Sound Designer: www.nickacorne.com Bettina Landl, Künstlerin und Autorin: www.bettinalandl.com
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Helmut & Johanna Kandl
Kunsthaus Graz
"Palette" geht in praktischer Anwendung der Frage nach, woher die Farben, Pigmente oder Bindemittel in Gemälden kommen. Im Zusammenspiel von natur-, wirtschafts- und kulturwissenschaftlichen Disziplinen mit der künstlerischen Forschung erlaubt das Projekt, die blinden Flecken in einer globalen Gesellschaft sichtbar zu machen. Woher kommen die Farben, Pigmente oder Bindemittel, die in einem Gemälde zum Einsatz kommen? In gewisser Weise stellt jedes Bild auch eine Landkarte dar: Gummi arabicum als Bindemittel für Aquarellfarben etwa stammt meist aus dem Sudan, das wunderbare, intensive Blau des Mittelalters bestand oft aus Lapislazuli, der in Afghanistan abgebaut wurde, während Ocker im 19. Jahrhundert für Frankreich ein wichtiger Exportartikel war. In der kunsthistorischen Forschung wird nicht nur die Herkunft der Malmittel weitgehend ignoriert, sondern es werden auch die Produktionsbedingungen für die Gewinnung der Pigmente oder Bindemittel ausgeblendet. Die dominante Bedeutung der künstlerischen Autor*innenschaft identifiziert die Herkunft eines Kunstwerks allein über die Originalität von Künstler*innen. Die Arbeit derer, die in den Minen oder auf den Plantagen arbeiten, um die Farbherstellung zu ermöglichen und damit die Grundlage für die Malerei zu schaffen, bildet im kulturellen Feld einen blinden Fleck und bleibt unsichtbar. Genau diesem blinden Fleck widmet sich Helmut & Johanna Kandls Ausstellung Palette und fokussiert auf die Orte der Farb- und Bindemittelproduktion. Dabei zeigt sich, welche Bedeutung diese Produktionen für die Ökonomien vor Ort haben, vor allem für Frauen, die etwa durch das Pflanzen von Akazien eine Möglichkeit wirtschaftlicher Unabhängigkeit sehen und damit zugleich einen ökologisch wertvollen Beitrag gegen die Ausbreitung der Wüsten liefern. So werden in der Ausstellung neben ökonomischen, sozialen und kulturellen Themen ökologische Aspekte in ungewöhnlicher Weise angesprochen. Pigmente, also die farbgebenden Substanzen, sind meist mineralisch, d. h. Produkte des Bergbaus. Zumal Helmut & Johanna Kandls Arbeitsweise oft auch ein „Ausufernlassen“ der Themen beinhaltet – ein Nachgehen von Randthemen, was den Blick zu öffnen vermag –, zeigt das Künstlerpaar beispielsweise Zusammenhänge von Bergbau mit Mythologie, Zwergen oder mit der Musikrichtung Heavy Metal auf. Auch lokalen Bezügen wie der Rolle Erzherzog Johanns für Bergbau und Tracht wird Raum gegeben. "... Kandls Kunst ist nahe am Leben angesiedelt, sie ist spartenübergreifend und hat keine Berührungsängste mit dem Populären und Didaktischen“, wie Günther Oberhollenzer, Kurator der Landesgalerie Niederösterreich, in Material + Archiv schreibt, einem Katalog, der anlässlich der Ausstellungen Palette im Kunsthaus Graz und der zeitnahen Ausstellung Viva Archiva! in der Landesgalerie Niederösterreich in Krems erscheint. Augenscheinlich beruhen die Arbeiten des Künstlerpaares auf umfassender, gründlicher und solider Recherche, die Johanna und Helmut Kandl als werkimmanent beschreiben: „Das Wunderbare bei diesen Recherchen ist, dass wir so viele interessante, kompetente und hilfsbereite Menschen kennenlernen, egal ob es Wissenschaftler*innen in Wien, Graz, Dresden, Montpellier oder Jakarta sind, oder Minenarbeiter*innen und Fachleute im Iran, in Marokko, der Slowakei oder Eisenerz, oder auch Köhler*innen und Pecher in Niederösterreich, Jäger in Jakutien oder Künstlerkollegen*innen in Karthoum und Teheran." So zeigt die Ausstellung Palette künstlerische Arbeiten von Johanna und Helmut Kandl gemeinsam mit Kunstwerken, Mineralien, Pflanzen und volkskundlichen Objekten aus den Sammlungen des Universalmuseums Joanneum und verbindet künstlerische, kulturhistorische und naturwissenschaftliche Forschung. In Kooperation mit verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen und Forschungsinstituten (Institut für Naturwissenschaften und Technologien in der Kunst, Akademie der bildenden Künste Wien; Restaurierung am Universalmuseum Joanneum, Neue Galerie Graz, Alte Galerie, Volkskundemuseum und Naturkundliche Sammlungen am UMJ). Kuratiert von: Katia Huemer und Barbara Steiner
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SUPERFLEX